Hörst du noch was? …

Was ist bloß aus uns geworden? Dort oben in der grell beleuchteten Höhe. In der Abgehobenheit. Chatgpt weiß darauf viele Antworten, die um meine Aufmerksamkeit buhlen. Aber geht es darum? Geht es darum, dass wir uns bereitwillig die letzte Zeit stehlen lassen, die uns bleibt auf dieser Welt? Stehlen lassen von einem sich selbst optimierenden Algorithmus, dem die Richtung fehlt?

Mein Bildschirmhintergrund sind kahle Bäume im Schnee. Und ein Horizont, der das Weiße vom Grauen trennt. Wie gerne würde ich nochmals beginnen mit einer weißen, unbeschriebenen und unerforschten Welt. Alles anders machen – mit dir. Vorsichtiger, achtsamer und ohne diesen Unterwerfungsimpuls. Die Welt als Gegenüber sehen, das spricht. Als Subjekt, das einen Wert hat und einen Willen. Und dann das Grau erobern. Nein, eben nicht erobern. Erkunden, betasten, buchstabieren. Die Welt, die mich umgibt. „Wer noch kein Grau gemalt hat, ist kein Maler“ zitiert Peter Sloterdijk, der unermüdliche Weltvermesser, den Maler Paul Cézanne und widmet diesem Satz eine ganze Farbenlehre. Zum großen Teil unleserlich, aber sehr engagiert – daneben. Für mich daneben, der ich ein Buch über die Zwischentöne erwartete, eine philosophische Kampfschrift gegen das Schwarz-Weiß-Denken.

Aber zumindest weiß ich wieder, warum ich kein Philosoph geworden bin, trotz aussichtsreicher Erstlingsmeter. Die Arbeit am Begrifflichen wird uns nicht retten. Das steht fest. Und auch das Reden wird uns nicht retten. Schon gar nicht selbstbezügliches Reden. Womit wir wieder am Anfang wären, den wir tunlichst verlassen wollten. Die Worte bilden einen Kreis. Man denkt und denkt man denkt und dass man weiter kommt, nur um am Ende auf die eigenen Denkspuren zu stoßen und zu merken, dass man sich im Kreis gedreht hat.

Na gut, sagst du, der plötzlich weniger teilnahmslos wirkt. Na gut, aber der Kreis schließt sich vielleicht auf einer neuen Ebene. Ist das dein Ernst? Glaubst du das wirklich? Vor mir liegt jetzt ein Buch über die längsten und tiefsten Höhlen des Tennengebirges, das vor mir liegt, wenn ich aus dem Fenster schaue. Eine felsige Masse, die mit Gängen und Trichtern und Siphonen und Dolinen und Schächten und Domen und Gewölben und Hallen geheimnisvoll durchzogen ist, wie von einer zweiten Welt.

Vielleicht sollte ich Höhlenforscher werden. Hinabsteigen in die Dunkelheit mit ein paar Gleichverrückten. In die Stille gehen. Wo jeder Tropfen, der auf den Boden trifft, wie eine Explosion ist.

Hörst du es jetzt?
Siehst du das Geheimnis?
Den Ausgangspunkt für alles, was uns noch retten kann.

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2 Antworten zu “Hörst du noch was? …”

  1. Rücksichtnahme, sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen, Gemeinwohl, kleine Taten nicht große Worte, nicht gegen die Natur (Welt) sondern mit ihr, aber sehr wohl in sich hinein hören, den Wirbel rund um einen herunter drehen, Stille die die Möglichkeit eröffnet in Ruhe nachzudenken, zu reflektieren und nicht immer für sich selbst optimieren. Gemeinschaft.

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